ASGARD: Interview mit Andreas Püschel

06.02.2008 | 09:30

Wer als Metal-Fan bei dem Namen ASGARD nur etwas hilflos mit den Schultern zucken kann, der braucht dabei keine Gewissensbisse zu haben, denn die Band gab es nicht lange und ihr Dasein liegt schon eine ganze Weile zurück. Jetzt wurde das einzige Album "Dark Horizons" von 1989 neu abgemischt und wieder veröffentlicht, um damit allen Nichtkennern die Gelegenheit zu geben, einen Ausflug in die Vergangenheit zu machen. Besonders interessant dürfte das für all diejenigen sein, die den klassischen Heavy Metal mögen. Warum die Bandgeschichte so kurz war und wieso eigentlich ein Fan schuld daran ist, dass die Platte zu neuem Leben erweckt wurde, das erzählt uns Andreas Püschel, der ehemalige Gitarrist der Band.


Swen
Hallo Andreas, schön dass du dir etwas Zeit nimmst für das Interview. Seit dem Ende von ASGARD ist ja eine Menge Zeit vergangen. Was hast du im musikalischen Bereich zwischenzeitlich so getrieben?

Andreas
Die ersten Jahre nach dem Aus der Band habe ich nicht mehr viel Musik gemacht. Ab und an habe ich mit Tomi Göttlich so einige Spaßprojekte gemacht, die so in Richtung Fun Punk und Ami-Rock gingen. Tomi ist ja gleich nach ASGARD bei GRAVE DIGGER eingestiegen. Vor ungefähr einen Jahr habe ich angefangen, wieder intensiver Musik zu machen. Mit ein paar Leuten betreibe ich die Internetseite www.matixverlag.de. Dort habe ich einige Videos für den Gitarrenunterricht eingestellt, um zu zeigen, dass man auch ohne großen Aufwand das Gitarrenspiel lernen kann.
Damals habe ich mir fast alles selber beigebracht und einfach viel nach Gehör gespielt. Ich hatte fünf Stunden Gitarrenunterricht, habe den aber wieder geschmissen. Viele Sachen habe ich mir selbst überlegen müssen, zum Beispiel die Sache mit dem Winkel, wie man was spielt und wie man das Ohr etwas überlisten kann. Solche Dinge sind in den Videos zu sehen. Es gibt ja viele Leute, die einen Haufen Kohle damit verdienen, um dir das Gitarre spielen beizubringen. Der Witz ist jedoch, dass du dir die Sachen, auf die es wirklich ankommt, immer noch selbst zusammen suchen musst und das sagt dir keiner. Und das versuche ich in den Videos herüberzubringen, wie Gitarristen schnell und ohne viele sinnlose Übungen zu einem guten Sound kommen können. Aktuell bin ich gerade mit dem alten Sänger von HAMMERSCHMITT etwas am Rumprobieren, weil wir auch wieder mal etwas Neues versuchen wollen. Du siehst also, es geht wieder los mit der Musik!

Swen
Wie bist du damals überhaupt zu ASGARD gekommen?

Andreas
Nach meinen Ausstieg bei HAMMERSCHMITT hatte ich ein paar Jahre gar nichts mehr gemacht. Später habe ich Gitarrenunterricht gegeben. Der Jörg Gelhaar, der andere Gitarrist bei ASGARD, war ein Schüler von mir. Und dann fragten sie mich, ob ich nicht Lust hätte mitzuspielen. Wir machten eine kleine Tour durch Ungarn, wobei die Band damals noch EXRAY hieß.

Swen
Und wie kam es dann zu dem ASGARD-Album?

Andreas
Das Album unter dem Namen ASGARD war damals eine Produktion von Ingo Nowotny bei Metal Enterprises. Wir sind dort innerhalb von drei Tagen regelrecht durch das Studio gejagt worden. Auch wenn man aus der aufnahmetechnischen Sicht noch mehr hätte rausholen können, waren wir zu dem Zeitpunkt mit unserem Sound schon ziemlich gut, um damit die nicht so gute Qualität der Produktion kompensieren zu können. Und im Nachhinein betrachtet muss man sagen, dass das Album für die damalige Zeit einfach geil klang.

Swen
Wenn das Album trotz aller widrigen Umstände so gut war, wieso kam es dann zu dem schnellen Ende?

Andreas
In den Monaten nach der Aufnahme der Platte merkten wir schnell, dass sich Ingo Nowotny um gar nichts mehr kümmerte. Die CD stand nicht in den Läden und es passierte einfach nichts. Dass hat uns, wie vielen anderen Bands auch, dann das Rückrat gebrochen. Wir haben uns damals einfach blenden lassen. Da kam einer an, der hatte großen Erfolg mit den BÖHSEN ONKELZ gemacht und wir hatten uns erhofft, dass er sich auch gut um uns kümmert. Leider trat das Gegenteil ein und wir als Band bekamen dadurch ein schlechtes Image. Da jedoch für zehn Jahre alle Rechte bei der Plattenfirma waren, konnten wir in dieser Konstellation so nicht weitermachen und entschieden uns für die Trennung. Heute muss man ganz klar sagen, dass wir einfach zu jung und naiv waren und den falschen Leuten geglaubt haben. Und um noch mal auf die Plattform von Matrixverlag zurück zu kommen, damit heute neuen Bands nicht ebenso ein Schicksaal ereilt wie uns damals, bieten wir dort die geschützte Veröffentlichung von Songs an, ohne einen Knebelvertrag. Weiterhin können dort auch ungeschützte Lieder im Rahmen von Contests veröffentlicht werden. Das ist ein Grund, weswegen wir dieses Forum geschaffen haben, damit junge Künstler nicht die Fehler machen, die wir damals begingen.

Swen
Im Zuge der Arbeit mit eurer Plattform seid ihr wohl auf die Idee gekommen, das Album nun noch einmal zu veröffentlichen?

Andreas
Nein. Ich selbst wäre niemals auf die Idee gekommen, dieses Album noch mal zu veröffentlichen. Zu verdanken haben wir das dem Stefan Riermaier von Karthago Records. Er ist ein Fan von ASGARD und HAMMERSCHMITT. Irgendwann rief er bei mir an und fragte mich, ob ich der Andreas Püschel sei, der in diesen beiden Bands gespielt hat. Er hatte mich über's Internet gefunden, da ich für meinen Gitarrenunterricht ein paar Werbeanzeigen auf Musikseiten geschaltet hatte. Er hatte schon seit Jahren Bock, zu beiden Bands wieder etwas herauszubringen. Als er dann festgestellt hatte, dass es ja einen Typen gibt, der bei beiden Bands dabei war, hat er mich wieder ausgegraben. Ich hoffe ja auch noch, dass es irgendwann noch mit der Veröffentlichung der Platte von HAMMERSCHMITT klappt. Das hängt noch etwas von den anderen Bandmitgliedern ab. Aber eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, warum das nicht klappen sollte.

Swen
Wenn sich die Möglichkeit ergeben würde, hättet ihr denn Lust als ASGARD noch einmal aufzutreten?

Andreas
Ja, auf jeden Fall. Wir hatten uns erst kürzlich getroffen und haben auch alle noch Lust am Musik machen. Klar hat jeder seine privaten Verpflichtungen, aber wenn die Resonanz auf die Platte den Wunsch nach Auftritten und nach neuen Songs mit sich bringt, ist das gar keine Frage. Dafür machen wir alle noch zu gern Musik, um nein zu sagen. Ich hab ja auch jetzt schon den Kuno (ex-ASGARD-Sänger) bei seinem Fun-Projekt KÖNIG KUNO etwas beim Aufnehmen unterstützt. Das ist deutschsprachiger Metal im Anklang an so große Metalhymnen, Hörproben gibt es davon auch auf der Internetseite vom Matrixverlag. Du siehst also, bei uns wird es nicht langweilig!

Swen
Das stimmt. Zumal ich gelesen habe, du bist Mitveranstalter eines Band-Contests?

Andreas
Ja, das ist richtig. Dieser Wettbewerb läuft auch über unsere Seite von Matrixverlag. Wir haben erst vor kurzem mit einer lokalen Zeitung einen Songcontest für Mittelhessen gemacht. Dabei dachten wir anfangs, dass sich ungefähr 30 Bands bewerben. Es waren dann aber fast 100 Bands. Aufgrund dieser großen Resonanz haben wir uns entschieden, jetzt einen bundesweiten Wettbewerb, gemeinsam mit dem Rock Shop in Karlsruhe, zu starten. Dabei werden aber die Gewinnerpreise bewusst im Rahmen gehalten. Es gibt also keinen Plattenvertrag zu gewinnen. Dafür wird die Gewinnerband auf der Rock-Shop-Party spielen können, und von dem Stefan Riermaier ein paar Einblicke in das Musikbusiness erhalten. Damit ihnen eben später nicht dasselbe passiert, wie uns damals mit ASGARD. Ich wäre damals froh gewesen, wenn ich jemanden gehabt hätte, der mir ein paar vernünftige und objektive Tipps gegeben hätte. Zudem war ja in dieser Zeit das Internet noch nicht verbreitet, über das man Informationen über bestimmte Leute bekommen hätte und dann vor denen gewarnt gewesen wäre. Und da ich leider diese schlechten Erfahrungen machen musste, ist es uns mit den Aktivitäten auf unserer Plattform sehr wichtig, andere Bands vor diesen Fehlern zu bewahren.

Swen
Das finde ich klasse, dass ihr euch so für Nachwuchsbands engagiert. Ich wünsche euch dafür weiterhin gutes Gelingen.

Andreas
Vielen Dank, ich weiß das zu schätzen! Natürlich möchte ich zum Ende auch noch alle Leser hier grüßen und noch mal jeden einladen, der sich für das Gitarre spielen interessiert auf besagter Internetseite mal vorbeizuschauen. Vielleicht helfen ihm ja meine Tipps! Dort gibt es übrigens auch alle Informationen über den Bandcontest. Falls jemand mit seiner Band dort antreten möchte, kann er das gern noch machen!

Redakteur:
Swen Reuter

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