AMON AMARTH: Interview mit Olavi Mikkonen

01.01.1970 | 01:00

Wie ich über den vor kurzem erschienenen dritten Longplayer der Schweden AMON AMARTH denke, hab ich ja schon vor einiger Zeit in meinem Review zum Ausdruck gebracht … „The Crusher“ killt einfach. Es ist nahezu unmöglich, daß die fünf Nordmänner dafür auch nur ein Wort der Kritik einstecken müssen … oder vielleicht doch? Olavi (Mikkkonen; Klampfer von AMON AMARTH) wie gehst du mit schlechten Reviews bzw. negativem Feedback um?

Olavi: Ich versuche damit recht cool umzugehen, aber das gelingt mir meist überhaupt nicht.
Wir stecken soviel Energie in unsere Musik, arbeiten bis spät in die Nacht 3-4 die Woche in unserem Proberaum an den Songs und hängen uns auch noch zuhause voll rein, um mit neuen Ideen in Sachen Musik, Lyrics und evtl. Layout-Geschichten rüberzukommen. Zudem betreiben wir unsere eigene Homepage, machen selbständig das Booking für unsere Shows und geben `ne Menge Interviews während der Zeit wo wir nicht auf Tour sind. Wir leben AMON AMARTH 24 Stunden am Tag und das bereits seit fast 10 Jahren … dann ließt du ein schlechtes Review oder irgend etwas negatives über die Band … das tut einfach nicht sonderlich gut! Trotzdem versuchen wir aus unserer schwachen Position in der wir uns da befinden, so hart als möglich zurückzuschlagen!
Das bedeutet aber sicher nicht, daß ich uns hier als die am härtesten malochende Band hinstellen will, keinesfalls. Ich glaube, die meisten Bands befinden sich in der selben Situation. Naja, so ist es nun mal und tun können wir dagegen auch nix. Du bekommst nun mal gute, wie schlechte Reviews, aber so lange wir uns selbst und unsere Fans zufrieden gestellt haben, sind wir glücklich!

Oliver: Nun, wie sind denn die Reaktionen auf euer mehr als geniales “The Crusher” Album bis dato so ausgefallen? Irgendwo hab ich gelesen “’The Crusher’ crushes ‘The Avenger’” … dem kann ich nur zustimmen …

Olavi: Alles was ich bis dato zu Gesicht bekommen habe war absolut positiv, abgesehen von ein paar wenigen. In diesen wurde bemängelt, daß wir uns wie auf den vorigen Scheiben anhören würden. Ich denke mal, wir haben unseren eigenen Sound bzw. Death-Metal-Stil gefunden. Wir haben jedenfalls keine Pläne in der Hinterhand unseren Sound zu ändern. Die, die mit uns nichts anfangen können sollen uns einfach nicht beachten. Wir spielen lediglich die Musik, die uns am meisten Spaß macht bzw. rennen nicht irgendwelchen Trends hinterher, um immer möglichst Up-To-Date zu sein. Du wirst immer wissen was du bekommst, wenn du ein Album von AMON AMARTH kaufst. Es ist keine große Sache den Stil von Album zu Album zu ändern, aber es ist wesentlich schwieriger einem Stil treu zu bleiben, ohne sich dabei selbst zu kopieren. Das ist schlichtweg die Herausforderung, die Leidenschaft und die Essenz in einer Band zu spielen.
Da stimme ich dir zu, dieses Album stellt alles in den Schatten was wir bis dato gemacht haben, aber das habe ich auch schon gesagt, bevor wir ins Studio gingen. Ich glaube wir werden die „wahren“ Reaktionen auf das Album nächste Woche von unseren Fans bekommen, wenn es auf die erste Tour für dieses Album geht. Dieses Feedback ist für uns interessant und im Prinzip alles was zählt.

Oliver: O.k., “Eyes Of Horror” von POSSESSED ist zwar nur der Bonus-Track für die CD-Version des “The Crusher” Albums, aber meines erachtens endet etwas wirklich großartiges, irgendwie ziemlich enttäuschend, da der Song doch vom restlichen Material deutlich abfällt. Wie stehst du dazu?

Olavi: Das sehe ich anders. Ich glaube, wir haben eine ziemlich coole Version des POSSESSED Songs abgeliefert. Wir haben den Drum-Beat auf den gängigen AMON AMARTH Beat umgeändert, haben ein paar Harmonien dazugepackt und das ganze im traditionellen 90iger-Jahre-Schweden-Sound aufgenommen. Mir gefällt der Song jedenfalls und wenn irgend jemand Probleme damit hat, der soll einfach den Player abschalten oder den Song überspringen. Im Prinzip sollten die Leute Bonustracks sowieso nicht allzu ernst nehmen.

Oliver: Ich habe gehört, daß sämtliche AMON AMARTH Mucker regulären Jobs nachgehen. Ist das normal für schwedische DM-Musiker? Da hab ich irgendwie schon öfter was anderes gelesen … Im übrigen, wie läßt sich Job und Touraktivitäten unter einen Hut bringen?

Olavi: Ja, wir haben alle Jobs und soweit ich weiß alle anderen schwedischen Death Metal Mucker ebenso. Falls nicht, so werden sie jedenfalls vom Staat unterstützt. Bis jetzt hat sich diese Tatsache noch nicht auf unsere Touren ausgewirkt. Davor hatte die Band für uns immer Priorität und wenn sich jemand bei der Arbeit darüber beschwert hat, war uns das eigentlich ziemlich egal. Zudem haben wir ja auch noch gar nicht soviele Touren gespielt … Mein Boss z.B. ist voll o.k. wenn es um unsere Musik geht. Ihm gefällt es, daß ich in einer Band spiele und wann immer ich dafür frei brauche, kommt er mir entgegen.

Oliver: Bis jetzt habt ihr ja alle eure Alben im ABYSS-STUDIO aufgenommen. Warum ausgerechnet immer in dem Studio und was wäre evtl. eine denkbare Alternative für den schwedischen Aufnahmetempel?

Olavi: Unsere Kumpels von DARK FUNERAL haben uns damals das Studio empfohlen, nachdem sie dort ihr Debüt Album eingespielt hatten. Zu dem Zeitpunkt war es ein noch recht neues Studio, in dem noch nicht allzu viele Bands aufgenommen hatten. Während den Aufnahmen dort zu unserem Mini-Album “Sorrow Throughout The Nine Worlds” im Jahr 1995, haben wir Peters Arbeit richtig schätzen gelernt. Hinterher hatten wir die Schnapsidee unser Debüt “Once Sent From The Golden Hall” im SUNLIGHT aufzunehmen. Keine Ahnung was uns da geritten hat! Jedenfalls war das Ergebnis “as good as dipping snacks in excrements”! Daraufhin haben wir Peter angerufen und der hat einen Termin in seinem Studio für uns klargemacht. Hinterher kam dann doch noch richtig was dabei raus und diese Zusammenarbeit hat zu etwas geführt, in das wir sehr viel vertrauen haben. Für uns ist es einfach eine sichere Angelegenheit im ABYSS aufzunehmen. Schon bevor wir reingehen wissen wir, daß wir mit einer großartigen Produktion wieder heimfahren werden. Zudem kommt man mit Peter auch als Mensch prima klar … er kennt uns, er weiß wie wir gerne arbeiten und er kriegt immer genau das auf die Reihe, was wir uns im Vorfeld vorgestellt haben.

Oliver: Irgendwie gefallen mir eure Lyrics sehr gut … woher kommt denn der „abgrundtiefe“ Hass gegen das Christentum und all seine Anhänger?

Olavi: Du brauchst eigentlich nicht mehr zu machen, als deinen Fernseher einzuschalten und schon wird dir übel von all dem Scheiß, der da draußen in der Welt abgeht. Was mich angeht, so ist es nicht nur das Christentum das mich ankotzt, sondern sämtliche Formen von Religion. Ich glaube jeder sollte bestimmte Rechte haben, jeder sollte die Möglichkeit haben seinen eigenen Verstand zu gebrauchen und Kontrolle über sich selbst haben. Weder das Christentum, der Islam und und und erlauben dies. Ich renne sicher nicht durch die Gegend uns verachte alles und jeden, der nicht so denkt wie ich. Meines erachtens nach, kann jeder denken was er will, solange niemand anders dabei in Mitleidenschaft gezogen bzw. verletzt wird … Religionen aber machen genau dies … all the time!

Oliver: Wie erarbeitet ihr eigentlich eure Gesangslinien? Wenn ich zur gleichen Zeit eure Texte und die Musik dazu verfolge, habe ich immer das Gefühl, daß da was gegeneinander läuft und irgendwie dann doch nicht … seltsam und auch schwer zu beschreiben …

Olavi: Normalerweise versuchen wir immer mit Musik und Lyrics gleichzeitig zu arbeiten, um sie soweit als möglich aneinander anzupassen. Der Hauptgedanke hinter der Band ist der, daß alles zusammenpassen soll … nicht nur Musik und Lyrics … alles. Wir können nur hoffen, daß die Leute da draußen erkennen, daß jeder unserer Songs der jemals von uns veröffentlicht wurde bis ins kleinste Detail ausgearbeitet ist … und auch ‘ne Menge Arbeit in dem steckt, was sonst so von uns kommt.

Oliver: Im April seit ihr mit MARDUK, VADER und noch „100“ anderen Bands auf der Easter-Festival-Tour. Ich persönlich halte nicht viel von diesen Festivals … meistens verpaßt man die Hälfte der Bands, die anderen spielen dann auch nur 20 Minuten und oft unter furchtbaren Bedingungen und schließlich hat man dann keinen Bock mehr auf den Headliner. Wie sind eure Erwartungen in Bezug auf die Tour und welche Erfahrungen habt ihr vor einigen Jahren mit MORBID ANGEL auf einer ähnlichen „Höllentour“ gemacht?

Olavi: Es hängt immer davon ab aus welchem Blickwinkel du die Sache betrachtest. Konzerte wie auf der Tour ziehen sehr viele Leute, die wenn wir alleine in deren Stadt kommen würden, sich einen Dreck um uns scheren würden. Das ist schon `ne feine Sache und zudem hat man nach dem eigenen Auftritt noch ewig Zeit abzuhängen und sich mit allerhand Leuten zu unterhalten. Das schlechte an der Sache ist zweifelsohne, daß wir nicht mehr wie 35 Minuten Bühnenzeit bekommen (tja, dann bete mal, daß es wirklich soviel werden! – Anm. d. Red.) und im Endeffekt einige Fans ziemlich angepisst sind, wenn wir nicht deren Lieblingsstücke spielen. Ich hoffe unsere Fans verstehen die Situation in der wir auf solchen Festivals sind … wir kommen in jedem Fall zurück und dann gibt es einen kompletten Set!
Was die vergangenen Festivals angeht, so hatte ich nicht das Gefühl, daß man uns schlecht behandelt hätte … auf beiden Festival-Touren die wir gespielt haben nicht.

Oliver: Was hältst du generell von METALYSEE, die diese Festivals veranstaltungstechnisch immer an den Start bringen?

Olavi: Bis jetzt lief alles hervorragend. Wir sind jedenfalls keine Band die sowas zu bewerten hat. Es ist Sache unseres Labels alle Details mit METALYSEE abzuklären. Wir selbst haben mit ihnen persönlich auch noch nie was zu tun gehabt.

Oliver: Wie steht’s eigentlich mit einer weiteren Headliner Tour in diesem Jahr? Sollte mit dem Album im Gepäck doch nun wirklich kein Problem sein die nötigen Leute zu ziehen …

Olavi: Derzeit gibt es noch keine Pläne für eine Tour, aber Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres werden wir auf Euro-Tour gehen. Ich hoffe natürliche, daß es eine Headliner-Tour wird, aber selbstverständlich wäre es auch o.k. als Support für einen großen Headliner unterwegs zu sein. Allerdings sieht es so aus, daß wir so einige Schwierigkeiten haben diese Support-Geschichte gebacken zu bekommen … entweder können uns wohl die anderen Bands nicht ab oder wir haben irgendwie einen schlechten Ruf. Wir jedenfalls respektieren Leute, die auch uns Respekt entgegen bringen … eins werden wir aber auf keinen Fall tun … arschkriechen!

Oliver: Was hältst du von Napster, MP3 Files und dem Internet im allgemeinen?

Olavi: Ich persönlich stehe auf Napster und auch auf die Tatsache, daß viele Bands ihren neuen Kram Online stellen. Es ist einfach eine tolle Geschichte sich via Internet Songs runterzuladen … ich habe jedenfalls absolut keine Probleme damit. Ich bin der Meinung, Leute die auf eine Band stehen, sind auch gewillt diese zu unterstützen und kaufen sich im Endeffekt deren Scheiben. Zumindest mache ich das so … ich checke ab was mir gefällt und kaufe es dann auch.
Ja, das Internet ist `ne feine Sache und E-Mails sind noch viel besser … man spart sich das ganze gerenne zur Post. Wir machen jedenfalls fast alles via Internet, E-Mail usw. … übrigens, die besten Pornos findet man ebenfalls im Net (Danke für die Info – Anm. d. Red.)!

Oliver: Welche 3 Dinge würdest du nicht mit auf eine einsame Insel mitnehmen und warum?

Olavi: Ein geiles „Huhn“, wie z.B. Cheyann (Porno-Star); eine Kiste Seagram-Whisky und ein Ticket Richtung Heimat. (Schön und nett, aber Kollege Olavi, da hast du wohl das kleine Wörtchen „nicht“ in der Fragestellung übersehen … oder!? – Anm. d. Red.)

Oliver: Hättest du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, wer wäre diese Person und warum?

Olavi: Verdammt, das ist `ne knifflige Frage. Eigentlich gibt es da zuviele Alternativen, um nur eine Person auszuwählen.
Um für die Zukunft und den Rest meines Lebens finanziell abgesichert zu sein, wäre es sicher nicht schlecht ein hohes Tier im Finanzgeschäft zu sein, das mit Aktien und Geldgeschäften seine Kohle macht, um so ein paar nützliche Informationen zu bekommen.
Tony Iommi mit BLACK SABBATH bei einem Gig vor 50000 begeisterten Fans zu sein wäre sicher auch was, an das man sich gerne erinnert. Eine Sache wie diese würde meine ganzen musikalischen Träume auf einmal erfüllen … wenn wir diese vielleicht nicht aus eigenem Antrieb schaffen, dann wenigstens so, durch eine andere Person.
Nett wäre es auch, der Macker von Madeleine Stowe zu sein! Dann bräuchte ich davon wenigstens nicht mehr zu träumen … „Been there … done it!“.

Oliver: Wie stehst du zum Thema Online Mags im Vergleich zu den herkömmlichen Printmedien?

Olavi: Ich finde beide Varianten gut. Meistens aber checke ich Online-Mags ab … ich bin einfach zu faul, um durch die Gegend zu rennen und die Teile zu kaufen, die es eben nur in bestimmten Läden gibt.

Danke fürs Gespräch.

Mehr zu den Schweden aus Thumba, einem südlichen Vorort von Stockholm, gibt’s auf deren Homepage … www.AmonAmarth.com … check it out!

Redakteur:
Oliver Kast

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