ALTERA ENIGMA: Interview mit Jason De Ron

04.04.2006 | 14:09

Nach dem Review zu "Alteration" musste ich mich noch mehr über die Arbeit von ALTERA ENIGMA informieren, denn zweifellos ist den beiden Musikern Jason De Ron (PARAMAECIUM) und Jeff Arwadi (KEKAL) hier etwas Besonderes gelungen. Auf dieses Interview habe ich mich sehr gefreut, denn mit beiden Musikern stehe ich schon seit ein paar Jahren in Kontakt. Einmal mehr konnten so durch das Internet neue Freundschaften geschlossen werden.


Stefan:
Hallo Jason! Zunächst die Frage, wie bist du mit Jeff Arwadi zusammen gekommen?

Jason:
Ich habe Jeff damals kontaktiert, nachdem ich über dich gehört hatte, dass wir beide musikalisch viel gemeinsam hätten. Ich war sehr beeindruckt von dem, was KEKAL machen und für mich spielen sie den kreativsten und eigenständigsten Metal, den ich je gehört habe. Dass sie so kreative und gute Musiker sind, hat mich tatsächlich beeindruckt, umso mehr jedoch die Tatsache, dass KEKAL wie keine andere Band klingen und das ist eine absolute Seltenheit.
Nachdem ich Jeff Ende 2003 kontaktiert hatte, haben wir uns immer wieder E-Mails geschickt. Wir haben dabei sehr schnell gemerkt, dass wir beide einen recht ähnlichen Musikgeschmack haben. Wir mögen beide Progressive Musik und Jazz-Fusion. Wir haben viel über Musik wie RETURN TO FOREVER und PAT METHENY gesprochen. Mit der Zeit ist dann die Idee gewachsen, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und das haben wir schließlich auch getan. Über die nächsten Jahre haben wir Songs für das Debüt-Album "Alteration" geschrieben und aufgenommen. Die CD ist in Australien und Indonesien aufgenommen worden und im Januar 2006 erschienen.

Stefan:
Es freut mich sehr, dass es letztlich so weit gekommen ist. Was bedeutet eigentlich ALTERA ENIGMA?

Jason:
Wir haben diesen Namen von verschiedenen ausgewählt, weil er die Ideen unseres Sounds zusammenfasst. Wir wollten einen Namen, den die Leute noch nicht gehört haben, der das Interesse weckt und garantiert nicht noch einmal vorkommt. Wir wollten das Wort "Enigmatic" (= rätselhaft / hintergründig, "alter" bedeutet verändern / wandeln - der Verf.) dabei haben, weil es am besten die Band oder ihre Herangehensweise beschreibt. Es gibt also keine weitere Bedeutung, außer etwas rätselhaft und einmalig zu sein.

Stefan:
Wie seid ihr an das Projekt herangegangen und wie ist dabei euer Stil entstanden? Ihr spielt jetzt Progressive Metal und die meisten Songs sind Instrumentalstücke...

Jason:
Am Anfang gab es sehr viele Pläne, da wir wussten, dass die CD in zwei verschiedenen Ländern aufgenommen werden soll und weil Jeff und ich uns niemals in Person gegenüberstanden. Wir haben viel überlegt, wie das alles zu bewerkstelligen sei. Letztlich war es aber viel einfacher als gedacht. Mit Hilfe des Internets konnten wir schnell Dateien hin und her senden und leicht in Kontakt treten. Für die musikalische Ausrichtung weiß ich nicht genau, ob Progressive Metal am besten umschreibt, was wir tun, aber vermutlich passt diese Bezeichnung noch am ehesten. Ich würde unseren Stil als 'Progressive Metal Fusion' beschreiben, weil dadurch klar wird, dass wir uns nicht nur auf Metal beschränken. Am Anfang wollten wir noch wesentlich experimenteller klingen.
Wir haben viele Stilarten ausprobiert - hauptsächlich einfach das gespielt, was wir gerade fühlten. Mit der Zeit haben wir mehr Wert auf den Stil gelegt, als das noch anfangs beim Songwriting der Fall war. Unsere Jazz-Fusion-Ausrichtung ist dabei ganz natürlich entstanden. Ich bin vor allem der Songwriter und habe für lange Zeit viel Fusion gehört und gespielt, aber wir beide hören viel Jazz, so dass dieser Einfluss ganz leicht entstanden ist. Unser Bassist Kenny Cheong ist im Jahre 2005 zu uns gestoßen. Er ist ein Fusion-Musiker, der zu unserem Fusion-Sound passt. Da Jeff und ich schon seit langer Zeit Heavy Metal spielen, ist dieser Einfluss natürlich nach wie vor vorhanden. Dass mehr Instrumentalstücke auf dem Album enthalten sind, hat sich einfach so ergeben und war nicht geplant. Ich höre viele Instrumentalmusik, also war das keine große Geschichte für mich. Die Musik hat sich einfach so entwickelt und der Gesang war überflüssig - die Musik steht für sich und benötigt keinen Gesang.

Stefan:
Wovon handeln euere Texte?

Jason:
ALTERA ENIGMA ist hauptsächlich Instrumentalmusik, aber was die Texte betrifft, handeln sie vor allem davon, wie ich darüber denke, wie sich die menschliche Person wandelt. Die Transformation während des Lebens und die ultimative Transformation des Todes. Das menschliche Dasein ändert sich stetig, wächst und entwickelt sich. Ich habe Texte geschrieben, um dies zu reflektieren. Der Tod ist die ultimative Transformation, die jede Person durchmachen wird. Die Texte sind beeinflusst von den Büchern, die ich lese - vom Existenzialistischen Philosophen Søren Kierkegaard. Er sagte: "Wenn die Ewigkeit nicht seine absolute Existenz transformiert, dann bezieht er sich selbst nicht darauf."

Stefan:
Was bedeutet der Songtitel 'NGC 3370'?

Jason:
NGC 3370 ist eine Spiral-Galaxie, die ähnlich groß wie die Milchstraße und etwa 100 Millionen Lichtjahre entfernt ist. Das Foto von der Galaxis, das von dem Hubble Space Teleskop aufgenommen wurde, ist wunderschön. NGC 3370 war der Arbeitstitel des Songs (was bei Instrumentalstücken üblich ist), aber der Titel hielt sich immer länger und
schließlich haben wir ihn beibehalten.

Stefan:
Du hast auch ein wenig gesungen, wie beispielsweise bei 'Relating The Transformation'. Dieser Death-Metal-artige Gesang erinnert mich an PARAMAECIUM, wo du früher mal Gitarre gespielt hast. Aber dort hat doch ausschließlich Andrew Tompkins gesungen, oder?

Jason:
Bei diesem Song habe ich Death-Metal-Gesang eingestreut, aber sonst singt hauptsächlich Jeff. Er hat diese Gesangsrichtungen bei KEKAL nicht benutzt, aber ich finde sie klasse. Und ja, bei PARAMAECIUM hat ausschließlich Andrew Tompkins gesungen.

Stefan:
Warum hat es zwei Jahre gedauert, bis "Alteration" veröffentlicht wurde und bist du jetzt mit dem Ergebnis zufrieden?

Jason:
Die meiste Zeit davon hat das Songwriting beansprucht. Da ist eine Menge Musik auf "Alteration" und das meine nicht nur im Bezug auf Minuten oder Sekunden. Die Musik ist die komplexeste, intensivste und anspruchsvollste, die ich bisher geschrieben habe und das hat eine Menge Arbeit bedeutet. Da steckt in jedem einzelnen Song sehr viel Musik drin. Es gibt kein Lied, das einfach eine Ansammlung von Gitarrenriffs wäre, sondern in jedes Lied wurde viel investiert und jedes steht für sich selbst. Aber das zahlt sich aus und wir sind mit dem Endergebnis sehr glücklich. Die ganze Arbeit war es wert. Bisher haben wir von den Fans und der Presse sehr gute Reaktionen erhalten.

Stefan:
Was sind nun deine weiteren Pläne in musikalischer Hinsicht, bist du zukünftig wieder bei PARAMAECIUM zu hören und wie denkst du, wird die Zukunft für ALTERA ENIGMA aussehen?

Jason:
Ich arbeite zusammen mit Andrew Tompkins am neuen PARAMAECIUM-Album. Es gestaltet sich zum besten Album, das die Band seit langem veröffentlicht hat - möglicherweise das beste überhaupt. Das Songmaterial ist sehr gut und Leute, die Demo-Material davon hören konnten, bestätigen diese Einschätzung. Die Arbeiten für eine weitere ALTERA ENIGMA-CD haben ebenfalls begonnen und werden sich bestimmt noch bis zum nächsten Jahr oder so hinziehen.

Stefan:
Welche Musik hast du die letzten Tage über gehört?

Jason:
Ich höre sehr viele Arten von Musik. Ich höre viel Jazz Fusion (z. B. RETURN TO FOREVER, ALLAN HOLDSWORTH, GREG HOWE, usw.), aber ich höre auch Progressive Musik, Soundtracks und natürlich Metal. Zuletzt habe ich besonders viel DARK TRANQUILLITY, NIGHTWISH, MESHUGGAH, NAPALM DEATH und NILE gehört.

Stefan:
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir...

Jason:
Danke für das Interview und die Review. Alle, die sich für die Band interessieren, können unsere Webseite checken: http://www.alteraenigma.com . Unter http://www.audiostreet.net/alteraenigma kann man sich außerdem einen brandneuen und exklusiven MP3-Song herunterladen. Dieser befindet sich nicht auf "Alteration" und ihr findet ihn nur bei Audiostreet.

Redakteur:
Stefan Lang

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