30 Jahre Roadrunner Records, Part II: Diamonds & Forgotten Pearls

06.04.2011 | 14:14

Im Interview mit Monte Connor haben wir auf 30 Jahre Roadrunner zurück geblickt, darüber sinniert, was die Zukunft bringt und warum Roadrunner werden konnten, was sie geworden sind. In diesem zweiten Teil unseres Specials zum 30-jährigen Geburtstag von Roadrunner Records stellen wir euch 30 Alben vor, die man kennen sollte, und die die Geschichte des Labels in weiten Teilen massiv geprägt haben. Natürlich kommentiert von Monte Connor.

Wir haben versucht, neben den Meilensteinen, die bei Roadrunner Records erschienen sind und das Label als Marke im Business etabliert haben, auch ein paar Werke herauszusuchen, die man vielleicht nicht direkt mit Roadrunner Records in Verbindung bringt. Dass dabei einige Alben auch "nur" von Roadrunner lizenziert wurden, ist logisch. Doch mit diesem Bereich sind Roadrunner Records ja auch groß geworden, wie Monte Connor im Interview erzählt.

Noch eine Anmerkung: Natürlich könnt ihr immer auf das Cover klicken und kommt dann zur vollständigen Rezension des Albums.



MERCYFUL FATE - Don't Break The Oath (1984)


Die Anfangstage von Roadrunner Records sind unwiderruflich mit dem Namen MERCYFUL FATE verbunden, waren sie doch das erste wirklich erfolgreiche Signing des Labels. Noch heute ist der Einfluss, den die Dänen auf den Heavy Metal, den Black Metal und den Epic Metal haben, kaum zu beziffern. Das Gitarrenduo Sherman/Denner bietet progressive, kraftvolle Riffs, und dazu kommt das bekannte Falsett von King Diamond, das man lieben oder hassen kann. Das alles wird von einer herrlich gruseligen Atmosphäre umschlossen, die alleine schon für die ein oder andere Gänsehaut sorgt. Ob an dieser Stelle der Vorgänger "Melissa" oder das etwas ausgereiftere "Don't Break The Oath" steht, ist dann eigentlich auch nebensächlich. Wer im Heavy Metal mitreden möchte, sollte beide Alben kennen.


KING DIAMOND - Abigail (1987)


Grundsätzlich ist diese Liste chronologisch. Aber MERCYFUL FATE und KING DIAMOND gehören offensichtlich zusammen und waren zudem "Brot und Butter" für Roadrunner Records in den ersten Jahren des Labels. Nach dem Split von MERCYFUL FATE kurz nach "Don't Break The Oath" startete KING DIAMOND sogleich seine Solokarriere, die mit "Fatal Portrait" bereits ein Jahr zuvor eine erste Duftmarke setzte. "Abigail" ist das erste vollständige Konzeptalbum und eine hervorragende Gruselstory, die der King mit viel Hingabe und diversen verschiedenen Stimmen erzählt. Nicht wenige werden euch sagen, dass man "Abigail" und KING DIAMOND-Alben im Allgemeinen immer mit Texten in der Hand hören sollte, um die Story nachvollziehen und das vokale Theaterspiel bestaunen zu können. Es stimmt.

"Das sind echte Meilensteine. King Diamond ist ein Genie und war damals auf seinem kreativen Höhepunkt. Damals war ich noch nicht bei Roadrunner, aber ohne diese Bands hätte es Roadrunner vielleicht nicht geschafft."



AGENT STEEL - Skeptics Apocalypse (1985)


Kollege Holger hat erst vor kurzem in seiner Rezension ausführlich vom Einfluss und der Klasse dieses Speed-Metal-Klassikers fabuliert. Die Sirenenvocals von John Cyriis, die UFO-Thematik, die Hochgeschwindigkeitsriffs, das alles hatte es in dieser Kombination zuvor noch nicht gegeben. Der schrille Gesang von Cyriis dürfte immer noch nicht jedem gefallen und die doch ziemlich rumpelige Produktion könnte einige Kids ebenso verschrecken, aber wer dieses Album 1985 live miterleben durfte, erzählt noch seinen Freunden, Nachwuchsmetallern, Kids und Enkeln irgendwann davon. Die Kollegen Andrae & Jäger können das bestätigen.

"Dieses Album haben wir für Europa damals lizensiert. Ich habe AGENT STEEL in meiner Radioshow gespielt und fand Cyriis' Vocals immer etwas zu schrill. Das ist dennoch ein tolles Album."



CARNIVORE - Carnivore (1985)

Der schwarzhumorige Pete Steele war wohl nie wieder musikalisch so fies und böse wie bei CARNIVORE. Die Mischung aus Thrash, Hardcore und Steeles unvergleichlicher Stimme hat schon vor 25 Jahren für Aufsehen gesorgt. Noch mehr allerdings waren es die provozierenden Texte, die für Gesprächsstoff sorgten. Egal, ob auf dem unbetitelten Debüt mit 'God Is Dead' oder später mit 'Jesus Hitler'. Dass manche Menschen den Sarkasmus nicht verstanden haben und Pete Steele gar in die rechte Ecke stellten, zeigt, wie engstirnig einige denken. "Carnivore" ist ein Stück Musikgeschichte. The Dark Side of Monty Python.

"Zu CARNIVORE gibt es eine nette Anekdote: Pete Steele entdeckte irgendwann auf Tour in Europa die PriceKiller-Ausgaben der CARNIVORE-Alben, und Pete war ein Typ, der sehr viel Wert auf die Präsentation, das Cover etc. seiner Alben legte. Er fand also diese CDs und kam dann später ins Roadrunner Büro hier in New York und hätte am liebsten jemandem den Kopf abgerissen, weil er der Meinung war, dass jemand auf seine Kunst geschissen hätte. Es hat wirklich viel gutes Zureden gebraucht, um ihn wieder zu beruhigen."



DETENTE - Recognize No Authority (1985)


Auch DETENTE sind eine der traurigen Geschichten des Musikbusiness. Der düstere Thrash Metal mit deutlichen Einschlägen von Punk und Hardcore lebte sehr von der Stimme Dawn Crosbys, die Wut und Verzweiflung wie kaum eine andere transportieren konnte. "Recognize No Authority" war lange Zeit ein viel gesuchtes Album, das vor kurzem dann wiederveröffentlicht wurde. Hier kann man die unbändige Energie, die Songs wie 'Life Is Pain' oder 'Holy Wars' versprühen, noch einmal aufsaugen.

"Die PriceKiller-Ausgabe dieses Albums, die ja wirklich billig aufgemacht war, war lange Zeit die einzige Version des Albums auf CD und hat bei eBay angeblich viel Geld gebracht. Ich habe alle PriceKiller-Alben noch zu Hause stehen, das waren tolle Alben, aber sehr billig aufgemacht. DETENTE war da keine Ausnahme. Eine weitere traurige Geschichte des Metal."



CRIMSON GLORY - Transcendence (1988)


Ein bisschen ist dieser Rückblick auch eine Werkschau von viel zu früh verstorbenen Ausnahmekünstlern. CRIMSON GLORY hatten mit Midnight eine der markantesten Stimmen des Planeten am Mikro und bereits mit dem Debüt für Aufsehen gesorgt. Anno 1988 waren sie nur noch teilmaskiert, dafür waren aber die Songs noch besser. 'Bridges Burning', 'Lonely', 'Painted Skies' oder 'Red Sharks' brillieren mit tollen Melodien, Midnights einmaligen Vocals und der großartigen Gitarrenarbeit von Drenning/Jackson. Genau so muss progessiver US Metal klingen. Unglaublicher Weise haben CRIMSON GLORY vor Kurzem mit Todd La Torre tatsächlich einen Nachfolger für Midnight gefunden, der diesem Erbe gerecht wird. Hoffen wir, dass sie nicht nur live für Furore sorgen, sondern auch mit einem tollen Album um die Ecke kommen.

"Eine Band, die jeder für diese lächerlichen Masken in Erinnerung behält. Einer meiner ersten Jobs bei Roadrunner war es, nach Florida zu fahren und ein paar Tage mit CRIMSON GLORY zu verbringen, die damals eine sehr wichtige Band für uns waren. Das war ein tolles und wichtiges Album und Midnight war ein toller Sänger. Schade, dass er nicht mehr unter uns."



FLOTSAM & JETSAM - No Place For Disgrace (1988)


FLOTSAM & JETSAM waren vielen in erster Linie dadurch bekannt, dass Jason Newsted dort vor seinem Einsteig bei METALLICA spielte. Daneben stehen aber auch die beiden uneingeschränkten Speed-Metal-Klassiker "Doomsday For The Deceiver" und "No Place For Disgrace". Der Titeltrack oder 'Dreams Of Death' brennen wahre Geschwindigkeitsfeuerwerke ab, darüber turnt Eric A. K. und zeigt, was genau Power bedeutet. Dass "No Place For Disgrace" nach dem relativen Erfolg des Debüts in den USA auf einem Majorlabel veröffentlicht und für Europa von Roadrunner lizenziert wurde, beweist, dass die Band kurz vor dem Durchbruch stand, der dann leider ausblieb.

"Ja, das Album hatten wir von Elektra lizenziert. Viele haben damit gerechnet, dass die Band groß werden würde. Das war leider nicht der Fall, auch wenn die Jungs das verdient hätten."



VICIOUS RUMORS - Digital Dictator (1988)


"Digital Dictator" von VICIOUS RUMORS ist ähnlich wie "Metal Church", "Delirious Nomad" oder "Hall Of The Mountain King" eine Art Blaupause dafür, was man unter Power Metal zu verstehen hat. Und ähnlich wie ARMORED SAINT und SAVATAGE mussten auch VICIOUS RUMORS mit dem Verlust von Carl Albert im Jahr 1995 viel zu früh einen schweren Rückschlag hinnehmen. Auf "Digital Dictator" verbinden die Amis wie kaum eine zweite Band Melodie, Härte und Geschwindigkeit und schaffen es mit 'Digital Dictator', 'World & Machines', 'Lady Took A Chance' oder 'Out Of The Shadows' einen Klassiker an den anderen zu reihen. Carl Albert singt wie ein junger Gott, das Gitarrenduo Thorpe/McGee rifft und soliert, was das Zeug hält, und Dave Starr und Larry Howe bauen das nötige Rhythmusfundament. Eine absolute Ausnahmescheibe.

"Das war eine der großen Scheiben auf Roadrunner, mit der ich aber nichts zu tun hatte. Aber auch hier wieder eine tragische Geschichte und ein tolles Album."


HADES - If At First You Don't Succeed (1988)

Ein bisschen fatalistisch waren sie schon immer, die Herren von HADES. Nachdem das phänomenale Debüt "Resisting Success" 1987 ziemlich unterging, und eine geplante EP vom Label gestrichen wurde, nannte man den zweiten Streich eben "If At First You Don't Succeed". Leider hat es auch beim zweiten Versuch nicht geklappt, was dann auch zu einer langen Pause führte. Musikalisch setzen Alan Tecchios hohe Vocals starke Kontrastpunkte zu den beinahe thrashigen Riffs von Dan Lorenzo und Ed Fuhrmann. Dazu kamen komplexe Songs wie das überlange 'Aftermath Betrayal (The Tragedy Of Hamlet)', das flotte 'I Too Eye' oder das vertrackte 'King In Exile'. Ein bärenstarkes Zweitwerk einer Band, die leider nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die sie verdient hätte.

"Ah, da waren wir Lizenznehmer. Ich war nie wirklich Fan der Band, da mir die Vocals nicht gefallen haben. Davon abgesehen, war die Band toll. Aber der Gesang ging für mich nicht."



ANNIHILATOR - Alice In Hell (1989)

Auch ANNIHILATOR haben mit ihrem Debüt gleich Maßstäbe gesetzt. Der Speed/Thrash Metal der Kanadier war vor allem dank der Gitarrenarbeit von Jeff Waters absolut eigenständig. Songs wie 'Alison Hell', 'W.T.Y.D.' oder das in Überschallgeschwindigkeit gespielte 'Human Insecticide' sind absolute Göttergaben, die von Randy Rampage genial veredelt wurden. Seine rotzigen Vocals waren der perfekte Kontrastpunkt zum technischen Spiel von Waters. Ein absoluter Klassiker, den Metalfans unbedingt kennen sollten.

"Eines meiner ersten Signings. Jeff Waters ist einfach ein genialer Gitarrist und dieses Album enthält 'Alison Hell', ein absoluter Klassiker, den sogar die Kids kennen, die sonst nichts von ANNIHILATOR kennen. Absolut fantastisch. Ich bin sehr stolz auf dieses Album."


SEPULTURA - Arise (1991)

Lange wurden die Brasilianer um die Cavalera-Brüder belächelt. Doch mit "Beneath The Remains" und allerspätestens mit "Arise" ist dieses Lächeln verflogen. Der groovige Thrash, der schon damals leichte Tribal-Elemente aufwies, war anno 1991 durchaus auf einem Niveau mit SLAYER. Songs wie der großartige Opener und Titeltrack, 'Dead Embryonic Cells' oder 'Infected Voice' sind absolute Klassiker des Thrash Metal.

"Über SEPULTURA habe ich ja im Interview schon einiges gesagt. Mein erster wirklich großer Erfolg als A&R. Von "Beneath The Remains" bis "Roots" haben sie in meinen Augen ausnahmslos Klassiker abgeliefert."



SOLITUDE AETURNUS - Into The Depths Of Sorrow (1991)


Auch im Doom-Sektor landeten Roadrunner einen Volltreffer. SOLITUDE AETURNUS hatten bereits mit einem Demo Aufmerksamkeit erregt, aber "Into The Depths Of Sorrow" übertraf 1991 die kühnsten Erwartungen der Fans. Ich weiß noch wie ich anno 1991 in den Laden gegangen bin und beinahe magisch von diesem großartigen, traurigen Cover angezogen wurde. Die Stimme Rob Lowes und Songs wie 'Dream Of Immortality', 'White Ship' oder 'Destiny Falls To Ruin' ziehen auch im Wettstreit mit den CANDLEMASS-Klassikern nicht den Kürzeren. Beeindruckend zudem, dass die Band dieses Niveau fast auf jedem weiteren Output erreicht hat. Totaler Wahnsinn.

"Auch das war eine Lizenz. Ein klassisches Doom-Album und ein echter Klassiker. Ich freue mich sehr für Rob Lowe, dass er nun mit CANDLEMASS etwas mehr Erfolg hat."


CYNIC - Focus (1993)


Als "Focus" 1993 erschien, haben dies die meisten Metaller nicht wirklich verstanden. Der jazzige Ansatz war für die meisten Langhaarigen absolut neu, zumal hier die Riffs nicht annähernd so hart bretterten wie bei den Genre-Kollegen von ATHEIST. "Focus" war noch verspielter, noch abgefahrener und für viele auch noch verworrender. Aber wer sich an die Effekt-beladenen Vocals von Paul Masvidal gewöhnt und dazu mal versucht hat zu 'How Could I', 'Veil Of Maya' oder dem Instrumental 'Textures' Luftgitarre zu spielen oder im Takt den Kopf zu schütteln, wird die mittlerweile aufkommene Begeisterung teilen.

"Ich habe es schon im Interview gesagt: Kaum eine Band wurde so sehr zu ihrer Zeit unterschätzt wie CYNIC. Ich bin sehr stolz darauf, beim Entstehungsprozess dieses Albums dabei gewesen zu sein. Zum Glück wissen es die Fans heutzutage zu schätzen."



LIFE OF AGONY - River Runs Red (1993)


Es war ein bisschen Liebe auf den ersten Blick, als ich 'Through And Through' das allererste Mal auf dem "Crossing All Over"-Sampler hörte. Keith Caputos Stimme hatte mich sofort in ihren Bann gezogen: dieses Volumen, diese Kraft, diese Emotionen. "River Runs Red" toppte diesen Song mehrfach und begeisterte Heerscharen von Metallern. Es dürfte wohl einmalig bleiben, dass eine Band mit einem Debüt im Rücken 70.000 Menschen beim Dynamo zum permanenten Hüpfen bewegt. Dass zumindest die emotionale Seite der Band auf "Ugly" noch besser zur Geltung kam, soll hier aber nicht unerwähnt bleiben. Jugend-Soundtrack.

"Ein Album, an das man sich noch lange erinnern wird. Ein zeitloser Klassiker."



TYPE O NEGATIVE - Bloody Kisses (1993)


Nachdem "Slow, Deep & Hard" schon angedeutet hat, wohin der Weg von TYPE O NEGATIVE führen würde, war der Quantensprung den Pete Steele zu "Bloody Kisses" gemacht hat, nicht mehr ganz so überraschend. Schwer, gotisch und beinahe erotisch kommen Songs wie 'Black No. 1', 'Christian Woman' oder der überragende Titeltrack aus den Boxen. Und auch der Einfluss, den TYPE O NEGATIVE damit hatten, ist unbestritten. Man kann ihnen gar die "Schuld" an Truppen wie HIM geben. Der herrliche Zynismus, der zudem Songs wie 'Kill All The White People' oder 'We Hate Everyone' als Antwort auf die Faschismusvorwürfe durchzog, sorgte sogar für den ein oder anderen Schmunzler.

"TYPE O NEGATIVE waren eines meiner ersten Signings im Jahr 1991, und "Bloody Kisses" war ein Meisterwerk. Punkt. Ein wunderschönes, düsteres Album, ein wahres Kunstwerk, Und es war einer der größten Erfolge bei Roadrunner. Es war unser erstes Gold-Album und hat mit 'Christian Woman' unseren ersten Radiohit."


MACHINE HEAD - Burn My Eyes (1994)


Wer kennt sie nicht, die legendären Zeilen aus 'Davidian'? "Let freedom ring with a shotgun blast". Der ehemalige VIO-LENCE-Gitarrist Robb Flynn legte mit seiner neuen Band MACHINE HEAD und "Burn My Eyes" ein unglaublich intensives Thrash-Album vor, das die neue Generation, die mit PANTERA aufwuchs, ebenso ansprach wie die älteren Semester, die mit "Reign In Blood" groß geworden sind. Songs wie 'None But My Own', 'A Nation On Fire' oder 'Old' besitzen die perfekte Mischung aus mitreißendem Groove, dreschender Härte, Aggression und Geschwindigkeit.

""Burn My Eyes" ist natürlich ein legendäres Album, das lange das am besten verkaufte Debüt von Roadrunner war. Aber wofür ich die Band bewundere ist, dass sie es 13 Jahre später geschafft hat, dieses Album mit "The Blackening" noch zu toppen. Das ist, als ob SLAYER auf einmal "Reign In Blood" toppen würden. Und genau das haben MACHINE HEAD geschafft, als jeder sie schon abschreiben wollte. Das sind zwei wirklich herausragende Alben."



ARAGON - Mouse (1995)

ARAGON? Roadrunner? Ja, tatsächlich. Zwar wurde auch dieses Album lediglich von SI Music lizensiert, aber damit sorgten Roadrunner dafür, dass es in  Europa und nicht nur in den australischen Outbacks erhältlich war. ARAGON haben mit "Mouse" ein formidables Prog-Rock-Konzept-Album abgeliefert, das von einer allumfassenden Atmosphäre, großartigen Gitarren und der fantastischen Stimme Les Dougans lebt. Eine Schande, dass die Band und das Album selbst bei den Proggies dieser Welt ziemlich untergegangen sind.

"Wir haben Alben lizensiert, von denen wir überzeugt waren. Das war auch bei ARAGON der Fall, leider ist es sehr gefloppt. Dennoch ein tolles Werk."



DEATH - Symbolic (1995)

Über DEATH muss man wahrlich nicht mehr viele Worte verlieren. Chuck Schuldiner hat es geschafft, sich mit jedem Album zu steigern und immer bessere Songs zu schreiben. "Symbolic" stellt für viele den kreativen Höhepunkt der Band dar, was beim Hören von Songs wie '1.000 Eyes', 'Crystal Mountain', 'Empty Words' oder 'Zero Tolerance' bestätigt wird. Die virtuose Gitarrenarbeit, der typische, gut verständliche Gesang von Chuck, dazu die perfekte Produktion und das leicht morbide Artwork. "Symbolic" ist ein in jeder Hinsicht perfektes Album.

"Ich bin sehr stolz auf dieses Album. Es war das einzige Album, das wir mit Chuck gemacht haben. Ich fand es toll, dass er dieses Album im Morrisound-Studio aufgenommen hat, denn dadurch war das erste Mal auf einem DEATH-Album die Produktion richtig gut. Ich denke, das ist das beste Album der Band."


FEAR FACTORY - Demanufacture (1995)

Auch "Demanufacture" ist 1995 wie eine Bombe in die Szene eingeschlagen. Und wieder waren es Roadrunner, die eine Band vom hoffnungsvollen Newcomer auf ein ganz neues Level gehievt hatten. Der kalte, mechanische Sound passt meisterlich zu Songs wie 'Replica', 'Self Bias Resistor' oder 'Demanufacture'. Der Weg weg vom Death Metal hin zum kalten, modernen, industrial-lastigen Metal schuf eine völlig neue Nische für FEAR FACTORY und etablierte den Wechsel zwischen Klargesang im Refrain und harten Strophen.

"Wir haben es geschafft FEAR FACTORY von der Death-Metal-Band, die sie auf "Soul Of A New Machine" noch waren, in diese kalte mechanische Metalband zu verwandeln, die "Demanufacture" eingespielt und damit Maßstäbe gesetzt hat. Das war durchaus eine bewusste Entscheidung des Labels, diesen Schritt mit der Band zu gehen. Und ich bin sehr stolz darauf, dass dieser Weg so erfolgreich war."


SHADOW GALLERY - Tyranny (1998)


Ähnlich wie bei "Mouse" von ARAGON haben Roadrunner auch dieses Album für den europäischen Markt lizensiert. In diesem Fall von Magna Carta. Der opulente, bombastische, zum Teil kitschige Progressive Metal der Amerikaner dürfte vor allem etwas für Fans von QUEEN, DREAM THEATER & SYMPHONY X sein. Dabei wird hier allerdings viel Wert auf den Song gelegt und das Frickeln in den Hintergrund gerückt. An dieser Stelle sei noch unbedingt auf den brillanten Vorgänger "Carved In Stone" und das nach dem Tod von Mike Baker sehr starke Comeback-Album "Digital Ghosts" hingewiesen, die für Proggies ebenfalls Pflicht sind.

"Ein sehr, sehr gutes Genrealbum, das wir genau aus diesem Grund auch lizensiert haben. Leider müssen wir schon wieder über einen Musiker sprechen, der von uns gegangen ist."


SLIPKNOT - Slipknot (1999)

Es wird gerade in den etwas betagteren Metalkreisen gerne über SLIPKNOT gelästert und geschimpft, weil sie den Nu Metal zu einem großen Teil mitzuverantworten haben. Und da ist sicher auch etwas Wahres dran. Wahr ist allerdings auch, dass SLIPKNOT eine echte Sensation waren, als sie 1999 auf der Bildfläche erschienen. Die Masken darf man dabei genauso albern finden wie eine Dekade zuvor bei CRIMSON GLORY, doch die Musik war durchaus revolutionär. Das perkussive Element gab einen enormen Groove, dazu gab es viel Wut & Aggression, die sich auch in den Texten widerspiegeln. Auch wenn es vielen nicht gefällt, SLIPKNOT waren vielleicht die letzte echte Sensation im Musikzirkus bisher.

"SLIPKNOT sind auch eine besondere Band für mich. Das Debüt war unser erstes Platin-Album, und sie sind wohl die größte Band, die ich je unter Vertrag genommen habe. Bis heute eine legendäre Band. Ihnen traue ich zu, auch in 20 Jahren immer noch groß zu sein."


NICKELBACK - Silver Side Up (2001)


Mit NICKELBACK verbinden vielleicht manche von euch Ausverkauf, Kommerz oder auch einfach nur Pop-Musik. Aber genau betrachtet machen NICKELBACK seit knapp 15 Jahren starken Alternative Rock, der mit einer markanten Stimme, eingängigen Refrains und vielen Hooks gesegnet ist. 'How You Remind Me' ist dabei lediglich der bekannteste Track, der vielleicht auch deshalb vielen ein bisschen über ist. Das ändert nichts daran, dass die Amis seit einer Dekade hochwertige Genrealben rausbringen und sich ihren Erfolg auch hart erarbeitet haben.

"Das war ein großer Erfolg für Roadrunner und ein Sieg nach Jahren des harten Kampfes. Was viele nicht wissen ist, dass wir Bands wie NICKELBACK bereits 1987 unter Vertrag nehmen wollten, als ich gerade bei Roadrunner anfing. Überhaupt hatten wir immer auch College Rock in unserem Programm, der war nur nie so erfolgreich wie NICKELBACK. Es war also keineswegs so, dass wir damit plötzlich auch den Mainstream-Markt knacken wollten. Mit diesem Album ist es bloss einfach passiert, und es hat natürlich geholfen, andere Bands wie BLACK STONE CHERRY oder AIRBOURNE auch bekannter zu machen."



KILLSWITCH ENGAGE - Alive Or Just Breathing (2002)

Auch bei KILLSWITCH ENGAGE gehen die Meinungen wahrscheinlich mit zunehmenden Altersunterschied der Hörer auseinander. Immerhin sind KILLSWITCH ENGAGE und "Alive Or Just Breathing" mit schuld daran, dass Metalcore wirklich erfolgreich wurde. Die Vocals von Jesse Leech schaffen mühelos den Wechsel zwischen corigem Gebrüll und sanften Passagen, die Riffs sind rabiat, und nervtötende Breakdowns werden auch nicht eingebaut, sondern der Song auch als solcher behandelt. Es hat also seinen Grund, warum KILLSWITCH ENGAGE auch neun Jahre später immer noch eine Ausnahmestellung in der Szene haben.

"Über KILLSWITCH ENGAGE habe ich ja schon im Interview geschwärmt. "Alive Or Just Breathing" ist ein echtes Meisterwerk und die Band hatte eine echte Vorreiterstellung im Metalcore. Ganz großartig."


ROADRUNNER UNITED - The All-Star Sessions (2005)

"Es hat 18 Monate meines Lebens gekostet, dieses Projekt auf die Beine zu stellen. In der Zeit habe ich nichts anderes gemacht, meinen Job als A&R konnte ich vergessen. Niemand hat das je so gemacht wie wir es gemacht haben. Bei PROBOT oder dem Allstars-Projekt von Nuclear Blast hat im Prinzip immer eine Band gespielt und nur die Sänger haben gewechselt. Bei uns war jeder Song von einer komplett anderen Band. Es waren 57 Musiker involviert. Eine unglaubliche Sache, die zudem gute Musik enthält."

Damit trifft Monte den Nagel wohl auf dem Kopf. ROADRUNNER UNITED ist abwechslungsreich, hochspannend, mal traditionell, mal modern, mal heavy, mal entspannt. Und wer Songs wie 'Army Of The Sun', 'In The Fire' oder 'The Rich Man' gehört hat, wird diesen Aussagen bereits zustimmen. Ansonsten reicht es wohl schon, ein paar Sänger aufzuzählen: Glenn Benton, King Diamond, Keith Caputo, Max Cavalera, Dani Filth, Corey Taylor, Mikael Akerfeldt, Peter Steele.


AIRBOURNE - Runnin' Wild (2008)

AIRBOURNE gelten als die legitimen Nachfolger von AC/DC und sind bereits mit "Runnin' Wild" und dem Nachfolger "No Guts. No Glory." in Windeseile die Erfolgsleiter nach oben gerauscht. Der dreckige Aussie Pub Rock geht vor allem auf der Bühne ab wie Schmidts Katze und hat der Band so jede Menge Fans beschert. Mit Songs wie 'Stand Up For Rock'n'Roll', 'Diamonds In The Rough' oder 'Blackjack' trieft dieses Debüt vor Schweiß. Das macht mächtig Laune. Mit und ohne Bier.

"Die Jungs sind echte Partytiere. Sie sind keine Schauspieler, die Jungs sind wirklich so wild, und das hört man der Musik auch an. Ich mag ja "No Guts, No Glory" noch lieber. Sie werden ja immer mit AC/DC verglichen, aber kannst du dir vorstellen, dass AC/DC noch mal ein Album machen, das so gut ist? Ich nicht. Für ein Album dieser Klasse müssten AC/DC ihre besten Songs seit "Fly On The Wall" auf ein Album packen."



HEAVEN & HELL - The Devil You Know (2009)

Natürlich dürfen auch HEAVEN & HELL in dieser Auflistung nicht fehlen. Nicht nur, weil es die letzte Scheibe ist, die Ronnie James Dio eingesungen hat, sondern auch weil Tony Iommi und Geezer Butler die eigentlichen Erfinder des Heavy Metal sind. "The Devil You Know" knüpft nahtlos (mindestens) an "Dehumanizer" an, ist wirklich heavy wie man es ursprünglich mal definiert hat und besitzt mit 'Bible Black' einen absoluten Überhit, der die Ausnahmestellung dieses Quartetts mehr als deutlich macht.

"Auch hier bin ich einfach nur stolz, dass wir mit Ronnie, Toni, Geezer & Vinnie arbeiten durften. Gerade jetzt, wo Ronnie nicht mehr unter uns ist. Es ist ein Meisterwerk, das vielleicht in zehn Jahren noch besser sein wird als heute. Wäre ich allerdings A&R bei dieser Scheibe gewesen, hätte ich wohl dafür gesorgt, dass 'Bible Black' der Opener wäre. Ich finde, das hätte noch besser gepasst."


MEGADETH - Endgame (2009)

Es war eine Rückkehr, mit der viele nicht mehr gerechnet haben. Zwar waren "The System Has Failed" und "United Abominations" wieder ordentliche Alben nach den doch sehr schwachen "Risk" und "The World Needs A Hero", aber dass Dave Mustaine mit "Endgame" mal wieder einen echten Kracher raushaut, war doch überraschend. Nicht umsonst wurde "Endgame" der Titel "Album des Monats" bei POWERMETAL.de verliehen. Songs wie 'Head Crusher' oder 'This Day We Fight!' hätten sogar auf "Rust In Peace" oder "So Far, So Good... So What!" eine gute Figur abgegeben. Vielleicht war es auch nur der gute Einfluss des neuen Gitarristen Chris Broderick (vorher JAG PANZER), aber Fans von MEGADETH sollten mit "Endgame" ziemlich glücklich werden.

"Für mich ist "Endgame" das beste Megadeth-Album seit "Rust In Peace". Es ist toll zu sehen, dass jemand, den man so abgeschrieben hat, noch mal mit einem solchen Album zurückkommt. "United Abominations" war nur in der ersten Hälfte gut, der zweite Teil des Albums war deutlich schwächer. Hier ist aber wirklich jeder Song ein Knaller."


PORCUPINE TREE - The Incident (2009)

PORCUPINE TREE haben mit "The Incident" vielleicht nicht ihr bestes, aber sicher ihr ambitioniertestes Werk abgeliefert. Die erste CD enthält einen einzigen, in 14 Teilen  unterteilten Song aufgenommen, der es auf 58 Minuten Spielzeit bringt. Und mit dem simplen, aber wunderschönen 'Drawing The Line', dem elfminütigen 'Time Flies' und dem abschließende 'I Drive The Hearse' hat Steven Wilson auch wieder diverse echte Höhepunkte eingetütet. Zudem wird die zuletzt düster-fatalistische Stimmung auf diesem Album wieder etwas aufgehellt. Einmal mehr Qualitätsware.

"Ein tolles Album. Steven Wilson ist ein Genie und ein unglaublich netter Mensch. Es ist eine Ehre für uns, ihn unter Vertrag zu haben."



AVENGED SEVENFOLD - Nightmare (2010)

Man könnte meinen, dass "Nightmare" der letzte große Erfolg aus dem Hause Roadrunner ist. Allerdings wurde dieses Album nur für den europäischen Markt lizensiert, so dass diese Behauptung nicht vollständig richtig ist. Auf "Nightmare" zelebrieren AVENGED SEVENFOLD modernen Metal, der seine Wurzeln aber ganz deutlich in traditionellen Stilen hat. Man hört IRON MAIDEN und - natürlich - DREAM THEATER als Einflüsse deutlich heraus. Letzteres liegt daran, dass Mike Portnoy am Schlagzeug zu hören ist und sein Stil unverkennbar ist. Songs wie 'Nightmare', 'Victim' oder 'Save Me' sollte man mal hören, bevor man übereilt zu dem Urteil kommt, dass wieder mal eine Band unnötig gehypt wurde.

"Auch dieses Album haben wir nur lizensiert, aber ich freue mich natürlich sehr, dass mit Mike Portnoy auch einer unserer Künstler mit "Nightmare" diesen Erfolg hatte. Zudem ist es wirklich ein starkes Album, auch in Anbetracht der tragischen Geschichte, die mit dem Tod ihres Schlagzeugers The Rev dahinter steht."


DOMMIN - Love Is Gone (2010)

Zu guter Letzt noch ein Album, das bislang nicht die Aufmerksamkeit bekam, die es verdient. Kristoffer Dommin hat eine großartige Stimme, die zwar auch mal an Pete Steele oder Keith Caputo erinnert, aber dennoch immer die nötige Eigenständigkeit besitzt. Dazu schreibt der Mann phänomenale, mal melancholische, mal swingende, mal einfach rockende Songs, die einem durchaus im Ohr hängen bleiben. Und wem bei 'I Still Lost' nicht im allerpositivsten Sinne alle Haare zu Berge stehen, ist wohl gefühlstot. "Love Is Gone" ist ganz großes Kino.

"DOMMIN sind eines meiner letzten Signings. Als ich die Stimme von Kristoffer Dommin gehört habe, musste ich ihn einfach unter Vertrag nehmen. Dazu schreibt er Songs, die nicht nur Klischees bedienen, sondern wirklich Tiefe haben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass DOMMIN noch durchstarten."


Bitte beachtet auch unser Gewinnspiel zum 30. Geburtstag von Roadrunner Records.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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